
Das Streben nach Anerkennung – Wie du dem People Pleasing entkommst
In einer Gesellschaft, die von Leistungsdenken geprägt ist, scheint es oft erstrebenswert, Anerkennung und Zuspruch zu erhalten. Wer mag es schließlich nicht, gelobt zu werden, beliebt zu sein und Konflikte zu vermeiden? Doch was passiert, wenn das Streben nach Anerkennung zur ständigen Anpassung führt und du dich dabei selbst aus den Augen verlierst? In diesem Artikel erfährst du, woran du People Pleasing erkennst, welche Ursachen dahinterstecken und wie du lernst, dich von dem Druck zu lösen, es allen recht machen zu müssen.

Eva-Maria Goblirsch
Woran erkennst du People Pleasing?
Die Tendenz, anderen gefallen zu wollen, hat auf den ersten Blick viele positive Seiten. Menschen mit diesem Verhalten gelten oft als empathisch, hilfsbereit und zuverlässig. Sie setzen sich für das Wohl anderer ein und sorgen dafür, dass das Miteinander harmonisch bleibt. Sätze wie „Auf dich kann man sich immer verlassen“ oder „Du bist ein wahrer Sonnenschein“ gehören vermutlich zu den häufigsten Rückmeldungen, die du bekommst.
Doch die Kehrseite dieser Medaille zeigt sich oft im Stillen: Deine eigenen Bedürfnisse werden vernachlässigt, deine Grenzen regelmäßig überschritten, und dein Selbstwertgefühl hängt stark von der Meinung anderer ab.
Zeichen für People Pleasing können sein:
- Du sagst oft „Ja“, obwohl du eigentlich „Nein“ meinst.
- Du entschuldigst dich für Dinge, die keiner Entschuldigung bedürfen.
- Du fühlst dich für das Gelingen von Beziehungen allein verantwortlich.
- Du nimmst dir Kritik besonders zu Herzen und vermeidest Konflikte um jeden Preis.
Hinter diesem Verhalten steckt oft ein Muster, das sich über viele Jahre hinweg entwickelt hat. Doch woher kommt dieser starke Drang nach Anerkennung?
Warum versuchen wir, es allen recht zu machen?
Ein evolutionäres Bedürfnis nach Zugehörigkeit
Der Wunsch, gemocht zu werden, hat tief verwurzelte evolutionäre Wurzeln. In der Urzeit war das Überleben maßgeblich von der Zugehörigkeit zu einer Gruppe abhängig. Ausgrenzung bedeutete oft den sicheren Tod. Auch wenn wir heute nicht mehr von der Gruppe abhängen, um Nahrung oder Schutz zu finden, bleibt das Bedürfnis nach sozialer Akzeptanz ein zentraler Bestandteil unserer Psyche.
Prägung in der Kindheit
Viele von uns lernen schon früh, dass Lob und Anerkennung mit Zuneigung einhergehen. Wenn du in einer Umgebung aufgewachsen bist, in der Konflikte vermieden wurden, hast du vielleicht gelernt, Harmonie über alles zu stellen – selbst wenn das bedeutet, eigene Wünsche und Gefühle zu unterdrücken.
Menschen mit einem starken Harmoniebedürfnis neigen dazu, Bindung über Selbstachtung zu stellen. Um Beziehungen nicht zu gefährden, gehen sie Kompromisse ein, verdrängen ihre Bedürfnisse und setzen Grenzen nur zögerlich.
Angst vor Ablehnung
Hinter dem People Pleasing steckt häufig die Angst vor Ablehnung, Zurückweisung oder Einsamkeit. Statt sich möglichen Konflikten zu stellen, wählen viele den Weg der Anpassung. Doch dieses Verhalten hat seinen Preis.
Wann wird People Pleasing problematisch?
Wenn du immer wieder deine Bedürfnisse hintanstellst, führt das auf Dauer zu emotionalem Stress und innerer Erschöpfung. Du fühlst dich ausgelaugt und merkst, dass du nur noch dann bei dir selbst bist, wenn du allein bist.
Eine besondere Gefahr des People Pleasings liegt darin, dass du versuchst, durch Anpassung Kontrolle zu gewinnen – etwa über die Beziehung zu anderen oder ihre Reaktion auf dich. In Wahrheit gibst du dabei aber die Kontrolle ab und handelst fremdbestimmt.
Wenn du merkst, dass du deine eigenen Bedürfnisse kaum noch spüren kannst, Schwierigkeiten hast, Entscheidungen zu treffen, und dich zunehmend verloren fühlst, ist es Zeit, innezuhalten und dein Verhalten zu hinterfragen.
5 Tipps, um dich vom People Pleasing zu lösen
1. Frage dich: Was fürchtest du?
Hinter dem Wunsch, es allen recht zu machen, steckt oft die Angst vor Ablehnung. Überlege, was im schlimmsten Fall passieren könnte, wenn du nicht allen gefällst. Ist es wirklich realistisch, dass Freundschaften oder Beziehungen zerbrechen, nur weil du deine Meinung oder Bedürfnisse äußerst?
Erinnere dich daran: Beziehungen sollten auf Gegenseitigkeit beruhen. Wenn jemand deine Grenzen nicht respektieren kann, stellt sich die Frage, ob diese Beziehung wirklich erfüllend für dich ist.
2. Nimm nicht alles persönlich
Unterschiedliche Meinungen sind normal und nicht automatisch ein Angriff auf deine Person. Nur weil jemand eine andere Sichtweise hat, bedeutet das nicht, dass er dich ablehnt oder kritisiert. Oft mögen wir gerade Menschen, die klare Meinungen vertreten – auch wenn sie nicht mit unserer übereinstimmen.
3. Gib Verantwortung ab
Du bist nicht allein dafür verantwortlich, dass eine Beziehung funktioniert. Jede zwischenmenschliche Verbindung ist eine geteilte Verantwortung. Deine Aufgabe ist es, deine Gefühle und Bedürfnisse klar zu kommunizieren. Gib deinem Gegenüber die Chance, sich ebenfalls einzubringen und Verantwortung zu übernehmen.
4. Definiere deine eigenen Werte
Statt dich ständig von den Erwartungen anderer leiten zu lassen, frage dich: Welche Werte sind dir wichtig? Wofür möchtest du stehen? Wenn du nach deinen eigenen Maßstäben lebst, wird es dir leichter fallen, dich unabhängig von der Meinung anderer zu fühlen. Dein Selbstwert ist dann nicht mehr von äußeren Faktoren abhängig.
5. Lerne, negative Gefühle zu akzeptieren
Es ist normal, dass Menschen manchmal enttäuscht von dir sind – genauso wie du von anderen enttäuscht bist. Das gehört zum Leben dazu. Akzeptiere diese Gefühle und erinnere dich daran, dass sie nicht deinen Wert als Mensch infrage stellen.
Indem du lernst, mit Enttäuschungen umzugehen, wirst du dich in sozialen Situationen gelassener fühlen und kannst authentischer auftreten.
Finde zurück zu dir selbst
People Pleasing kann uns auf Dauer emotional ausbrennen, weil wir unsere Energie in andere investieren, anstatt sie für uns selbst zu nutzen. Doch es ist nie zu spät, etwas zu verändern. Indem du deine Bedürfnisse erkennst, Grenzen setzt und dich auf deine Werte besinnst, schenkst du dir selbst die Aufmerksamkeit, die du verdienst.
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Quellen & weiterführende Links
- Podcast-Folge: #055 People Pleasing in Beziehungen
- Podcasts: “So bin ich eben!” und “Stahl aber herzlich” (dreht sich in vielen Folgen um dieses Thema)
- https://zeitzuleben.de/allen-gefallen/
- https://www.arztphobie.com/psychologie/sucht/sucht-nach-anerkennung/
- https://www.heilnetz.de/news/was-ist-people-pleasing.html
- https://www.psychotipps.com/von-allen-geliebt-und-gemocht-werden.html
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