schlafender Mann

Der Zusammenhang zwischen Schlaf und Psyche: Warum wir mehr Schlaf brauchen, als wir denken

Schlaf – ein Thema, das uns alle betrifft, auch wenn wir nicht ständig darüber nachdenken. Rund ein Drittel unseres Lebens verbringen wir mit Schlafen. Diese Zahl mag zunächst schockierend wirken, vor allem in einer Welt, in der wir ständig beschäftigt sind und das Gefühl haben, keine Zeit zu verlieren. Doch Schlaf ist weit mehr als eine notwendige Pause für den Körper. Er spielt eine entscheidende Rolle für unsere geistige und körperliche Gesundheit. In diesem Artikel beleuchten wir, warum Schlaf und Psyche untrennbar miteinander verbunden sind und wie sich ein Mangel an Schlaf auf unser Wohlbefinden auswirken kann.

Eva-Maria Goblirsch

Eva-Maria Goblirsch

Was passiert im Schlaf?

Viele Menschen nehmen Schlaf als eine passive Phase wahr, in der sie einfach ausruhen und den Tag hinter sich lassen. Doch der Schlaf ist viel komplexer, als es auf den ersten Blick scheint. In der Schlafwissenschaft wird von der sogenannten „Schlafarchitektur“ gesprochen, um die verschiedenen Schlafphasen zu beschreiben, die wir während der Nacht durchlaufen. Diese Phasen beinhalten:

  • REM-Schlaf (Rapid Eye Movement): In dieser Phase bewegen sich die Augen unter den geschlossenen Lidern schnell, und wir träumen. Diese Phase ist wichtig für das emotionale Wohlbefinden und die Gedächtnisbildung.
  • Non-REM-Schlaf: Diese Phase unterteilt sich in Leicht- und Tiefschlaf. Der Tiefschlaf ist besonders wichtig für die körperliche Regeneration, während der Leichtschlaf mit der Konsolidierung von Gedächtnisinhalten und der emotionalen Verarbeitung verbunden ist.

Über die Nacht hinweg durchlaufen wir mehrere Zyklen dieser Phasen, wobei die erste Hälfte der Nacht meist von Tiefschlafdominiert wird, während die zweite Hälfte stärker durch den REM-Schlaf geprägt ist. Wer schon einmal mitten in der Nacht aufgewacht ist und nach ein paar Minuten wieder eingeschlafen ist, kennt das Phänomen: In den späteren Stunden der Nacht sind die Träume besonders intensiv.

Die Funktionen des Schlafs

Schlaf ist weit mehr als nur eine Erholungspause für den Körper. Im Schlaf werden verschiedene wichtige Prozesse angestoßen:

  • Emotionale Verarbeitung: Während des Schlafes verarbeitet unser Gehirn emotionale Erlebnisse des Tages. Das bedeutet, dass Schlaf eine Art „Reset“ für unser emotionales System darstellt. Studien zeigen, dass Menschen, die über Nacht schlafen, emotionale Erlebnisse besser verarbeiten können als diejenigen, die nicht schlafen.
  • Gedächtnisbildung und Lernen: Der Schlaf spielt eine zentrale Rolle bei der Festigung und Verknüpfung von Erinnerungen. Während der Non-REM-Phasen werden vor allem deklarative Gedächtnisinhalte, also Fakten und Wissen, gefestigt. In der REM-Phase hingegen wird vor allem das prozedurale Gedächtnis gestärkt – also Handlungen, die wir automatisch ausführen können, wie das Spielen eines Musikinstruments oder das Autofahren.
  • Körperliche Regeneration: Schlaf hilft uns, uns körperlich zu erholen. So werden beispielsweise Glykogenspeicher im Körper wieder aufgefüllt und Proteine im Gehirn abtransportiert. Zudem fördert Schlaf die Produktion von Wachstumshormonen, die sowohl für das Wachstum von Kindern als auch für die Zellregeneration im Erwachsenenalter wichtig sind. Auch Wunden heilen besser während des Schlafes, und der Körper regeneriert sich insgesamt.

Was passiert bei schlechtem Schlaf?

Leider haben viele Menschen Probleme mit dem Schlafen. Etwa ein Drittel der Deutschen leidet unter Schlafstörungen. Dies kann sich in Schwierigkeiten beim Einschlafen, Durchschlafen oder frühzeitigem Erwachen äußern. Schlecht geschlafene Nächte oder chronische Schlafstörungen können eine Vielzahl von negativen Auswirkungen auf Körper und Psyche haben.

  • Kognitive Beeinträchtigungen: Schlafmangel beeinträchtigt unsere Fähigkeit zur Konzentration und Gedächtnisleistung. Wer schlecht schläft, hat oft Schwierigkeiten, sich an Details zu erinnern oder Aufgaben effizient zu erledigen.
  • Emotionale Reizbarkeit: Schlafmangel verstärkt die emotionale Reizbarkeit. Das bedeutet, dass selbst kleine Probleme zu größeren Konflikten führen können, und es fällt uns schwer, emotional stabil zu bleiben.
  • Verminderte Leistungsfähigkeit: Schlafmangel beeinträchtigt auch unsere körperliche Reaktionsfähigkeit. Bereits nach 16 Stunden Wachsein sind wir genauso langsam wie jemand mit 0,5 Promille Alkohol im Blut.

Die Auswirkungen von Schlafstörungen sind jedoch nicht nur kurzfristig. Chronische Schlafprobleme können zu ernsthaften Gesundheitsproblemen führen, wie etwa einem geschwächten Immunsystem, Bluthochdruck, Herzerkrankungen und Schlaganfällen.

Der Zusammenhang zwischen Schlaf und Psyche

Die enge Verknüpfung zwischen Schlaf und Psyche lässt sich vor allem durch die Wirkung von Neurotransmittern erklären. Zwei wichtige Botenstoffe, die sowohl unsere Emotionen als auch unseren Schlaf steuern, sind Noradrenalin und Serotonin. Diese Substanzen beeinflussen nicht nur unser Wohlbefinden und unsere Stimmung, sondern spielen auch eine wichtige Rolle bei der Regulierung von Schlaf und Wachphasen.

Schlafstörungen sind häufig ein Symptom psychischer Erkrankungen, insbesondere bei Depressionen und Angststörungen. Bei etwa 90 % der Menschen mit einer Depression treten gleichzeitig Schlafstörungen auf. Die Ursachen sind vielschichtig: Depressionen und Angststörungen führen dazu, dass der Körper in einen ständigen „Alarmzustand“ versetzt wird, was das Einschlafen und Durchschlafen erheblich erschwert.

Doch auch umgekehrt gilt: Anhaltende Schlafstörungen können psychische Probleme verstärken. Der gestörte Schlaf verhindert eine gesunde emotionale Verarbeitung und trägt zur Entstehung von Affekten wie Angst, Reizbarkeit und Depression bei.

Was kannst du tun, um deinen Schlaf zu verbessern?

Wenn du Schwierigkeiten mit dem Schlafen hast, ist es wichtig, frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um deine Schlafqualität zu verbessern. Hier sind einige Tipps, die dir helfen können:

  1. Schlafhygiene verbessern: Achte auf regelmäßige Schlafzeiten, eine ruhige und dunkle Schlafumgebung und vermeide den Konsum von Koffein oder schwerem Essen vor dem Schlafengehen.
  2. Stress abbauen: Entspannungsübungen wie Meditation, Yoga oder Atemtechniken können helfen, den Geist zu beruhigen und das Einschlafen zu erleichtern.
  3. Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität fördert die Schlafqualität. Achte jedoch darauf, intensive Sporteinheiten nicht zu spät am Abend durchzuführen.
  4. Psychologische Unterstützung: Wenn du merkst, dass deine Schlafprobleme durch psychische Belastungen wie Stress, Angst oder Depressionen verursacht werden, könnte eine therapeutische Begleitung sinnvoll sein.

Zusammengefasst...

Schlaf ist ein entscheidender Bestandteil für unsere körperliche und geistige Gesundheit. Ein erholsamer Schlaf hilft uns nicht nur, unsere körperlichen Energiereserven aufzufüllen, sondern ermöglicht auch eine tiefgehende emotionale und kognitive Verarbeitung. Wenn Schlafstörungen zu einem chronischen Problem werden, kann dies Auswirkungen auf unsere psychische Gesundheit haben und umgekehrt. Es ist daher wichtig, auf eine gute Schlafqualität zu achten und bei Bedarf professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

Amayu bietet dir professionelle Unterstützung bei der Bewältigung von herausfordernden Lebenssituationen. Mit individuellen Online-Sitzungen, hilfreichen Ressourcen und einer einfühlsamen Community begleiten wir dich auf deinem Weg zu neuer Stärke und Klarheit. Entdecke Möglichkeiten, deine Gefühle zu verarbeiten und dich wieder auf ein erfülltes Leben auszurichten – Schritt für Schritt.

Quellen & weiterführende Links

Buche jetzt deine kostenlose Beratung

Finde heraus, wie Ketamintherapie dir helfen kann, und stelle uns deine Fragen.

App screenshot