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Warum wir keine Neujahrsvorsätze brauchen – und wie du deine Ziele trotzdem erreichst

Die Vorstellung eines frischen Starts ins neue Jahr ist verlockend: Wir setzen uns Ziele, die uns helfen sollen, unser Leben zu verbessern, uns selbst zu disziplinieren oder eine neue Gewohnheit zu etablieren. Doch bei vielen von uns endet der Jahreswechsel nicht mit einer erfolgreichen Umsetzung der Vorsätze. Stattdessen fühlen wir uns nach ein paar Wochen entmutigt und fragen uns, warum es wieder nicht geklappt hat. Aber was, wenn der Fehler nicht in uns selbst liegt, sondern in der Art und Weise, wie wir Ziele setzen und uns mit ihnen beschäftigen? Die wahre Frage lautet nicht: "Warum schaffe ich es nicht?", sondern eher: "Wie kann ich meine Motivation langfristig erhalten und meine Ziele wirklich erreichen?"

Eva-Maria Goblirsch

Eva-Maria Goblirsch

Warum scheitern wir so oft an unseren Vorsätzen?

Zu viele Menschen stellen sich Ziele, die entweder zu hochgesteckt sind oder außerhalb ihrer Kontrolle liegen. Ein Klassiker ist das Vorhaben, in wenigen Wochen viele Kilos abzunehmen oder sich von Süßigkeiten komplett zu verabschieden. Solche Ziele erscheinen zwar auf den ersten Blick erreichbar, setzen uns jedoch unter enormen Druck und lassen uns schnell in alte Gewohnheiten zurückfallen, wenn wir nicht sofort die erhofften Ergebnisse sehen.

Ein weiteres häufiges Problem ist, dass viele von uns zu sehr auf das Ergebnis fixiert sind, ohne sich ausreichend mit dem Prozess auseinanderzusetzen. Zu oft stellen wir uns vor, wie es sich anfühlen würde, unser Ziel zu erreichen, ohne uns zu überlegen, wie der Weg dahin tatsächlich aussieht. Wenn wir Hindernisse oder unerwartete Schwierigkeiten treffen, sind wir schnell frustriert, weil wir den Plan zur Zielverwirklichung nicht wirklich durchdacht haben.

Wie kann ich meine Vorsätze wirklich einhalten?

Der Schlüssel zum Erfolg liegt in einer strukturierten Herangehensweise an Ziele. Eine Methode, die sich hierbei besonders bewährt hat, ist die WOOP-Methode, die von der Motivationspsychologin Gabriele Oettingen entwickelt wurde. WOOP steht für:

  • W - Wunsch (What do I wish?)
  • O - Ergebnis (What is the outcome?)
  • O - Hindernis (What is the obstacle?)
  • P - Plan (What is my plan?)
  1. Wunsch (W): Der erste Schritt ist klar: Was willst du wirklich erreichen? Achte darauf, dass dein Ziel realistisch und in deinem Einflussbereich liegt. Anstatt „Ich werde 10 Kilo in zwei Monaten abnehmen“ zu sagen, könntest du dich auf „Ich werde regelmäßig dreimal pro Woche Sport treiben“ fokussieren. Ein realistisches Ziel gibt dir die Chance, dich zu motivieren und auf den Erfolg hinzuarbeiten.
  2. Ergebnis (O): Was wird es für dich bedeuten, dieses Ziel zu erreichen? Welche positiven Gefühle sind damit verbunden? Ist es das Gefühl von Stärke und Gesundheit oder das Stolzsein auf deinen Fortschritt? Wenn du dir das Ergebnis detailliert vorstellst, kannst du die Verbindung zwischen dem Ziel und deinen tieferen Werten verstehen. Vielleicht geht es dir nicht nur um Gewicht zu verlieren, sondern um mehr Energie oder Selbstvertrauen. Solche tieferen Beweggründe können dir helfen, durchzuhalten.
  3. Hindernis (O): Überlege dir, welche Hindernisse auf dem Weg zu deinem Ziel auftauchen könnten. Und zwar nicht nur äußere Faktoren, sondern auch innere Barrieren wie Gedanken oder Gewohnheiten, die dich davon abhalten könnten. Wenn du beispielsweise mit dem Thema „gesunde Ernährung“ kämpfst, könnte ein Hindernis darin bestehen, dass du oft gestresst bist und nach schnellen, ungesunden Snacks greifst. Mach dir diese Hindernisse bewusst, damit du sie aktiv angehen kannst.
  4. Plan (P): Was ist dein Plan, um mit diesen Hindernissen umzugehen? Schreibe dir konkrete Schritte auf, die du tun wirst, um dein Ziel zu erreichen. Setze dir nicht nur das große Ziel, sondern auch kleine, erreichbare Etappen. Die „Wenn-Dann-Regel“ ist dabei ein hervorragendes Hilfsmittel: Wenn du in einer stressigen Situation bist und zum Schokoriegel greifen möchtest, dann nimm stattdessen einen gesunden Snack wie Nüsse oder Obst.

Der Erfolg liegt oft nicht in der Perfektion, sondern in der Fähigkeit, immer wieder kleine Schritte zu machen, die dich deinem Ziel näherbringen.

Wie kann ich mich motivieren?

Motivation ist der Treibstoff, der uns zu unseren Zielen bringt. Aber was tun, wenn die Motivation nachlässt?

  1. Visualisierung und Erinnerungen: Stelle dir immer wieder vor, wie es sich anfühlen wird, wenn du dein Ziel erreicht hast. Schaffe dir Erinnerungen, die dich motivieren – sei es durch einen visuellen Plan an der Wand, eine Erinnerung auf deinem Handy oder inspirierende Zitate, die dich daran erinnern, warum du dieses Ziel verfolgst.
  2. Fokussiere dich auf wenige Ziele: Vermeide es, dich zu sehr zu überladen. Statt dich mit einer langen Liste an Vorsätzen zu quälen, fokussiere dich lieber auf ein oder zwei Ziele, die dir wirklich am Herzen liegen. Indem du deine Energie auf diese fokussierst, erhöhst du die Chancen, sie langfristig zu erreichen.
  3. Feiere kleine Erfolge: Auch kleine Fortschritte sind wertvoll und sollten anerkannt werden. Vielleicht hast du nur zwei Mal die Woche Sport gemacht statt drei, aber das ist immer noch ein Fortschritt. Feiere jeden Schritt auf dem Weg, um deine Motivation hochzuhalten.

Brauche ich wirklich Neujahrsvorsätze?

Ob man Neujahrsvorsätze braucht, ist fraglich. Das Leben verändert sich ständig, und wir können jederzeit neue Ziele setzen – unabhängig vom Datum. Aber der Jahreswechsel ist oft eine Gelegenheit, innezuhalten, auf das vergangene Jahr zurückzublicken und mit frischer Energie nach vorne zu schauen.

Veränderung ist immer möglich. Und ja, Silvester kann ein guter Zeitpunkt sein, um auf das vergangene Jahr zu schauen, um zu reflektieren, was wir erreicht haben, und um neue Ziele zu setzen – aber auch jederzeit im Jahr kannst du diese Energie nutzen, um neu durchzustarten.

Wenn du das Gefühl hast, dass deine Ziele oder die Umsetzung Schwierigkeiten bereiten, ist es völlig in Ordnung, eine Pause zu machen, die Dinge anzupassen und dich selbst neu zu orientieren. Veränderung erfordert Geduld und Akzeptanz – nicht nur zu Beginn des Jahres, sondern jederzeit.

Zusammengefasst...

Neujahrsvorsätze können eine wunderbare Möglichkeit sein, mit frischer Motivation ins Jahr zu starten. Aber sie müssen nicht perfekt sein, und es ist okay, wenn du das große Ziel nicht auf Anhieb erreichst. Die wahre Herausforderung liegt nicht im Jahreswechsel, sondern in der kontinuierlichen Arbeit an uns selbst.

Es gibt keine perfekten Zeitpunkte für Veränderung. Dein Weg, deine Ziele zu erreichen, beginnt genau in diesem Moment – ganz gleich, welcher Tag im Kalender steht.

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Quellen & weiterführende Links

  • Bertolino, B., Kiener, M., & Patterson, R. (2012). Therapie-Tools Lösungs- und ressourcenorientierte Therapie. Beltz.
  • Podcastfolge: “Laura Malina Seiler: Wie erreichen wir unsere Ziele?” aus Podcast ‘So bin ich eben’
  • Oettingen, G. (2015). Die Psychologie des Gelingens. Pattloch eBook.
  • https://www.uni-hamburg.de/newsroom/nachgefragt/2018-02-01-woop-oettingen.html
  • Faude-Koivisto, T., & Gollwitzer, P. (2009). Wenn-Dann Pläne: eine effektive Planungsstrategie aus der Motivationspsychologie. In Coachingwissen (pp. 207-225). VS Verlag für Sozialwissenschaften.

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